Wiens Kindergärten: 56 % nicht-deutscher Erstsprache
Der Anteil an Wiener Kindergartenkindern mit nicht-deutscher Erstsprache lag laut Statistik Austria im Jahr 2005 bei etwa 42 % (ca. 15.000 Kinder) und stieg bis 2012 auf etwa 56 % (ca. 20.000 Kinder). Laut Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen (MSNÖ) sprechen die Kinder in Wien nach Schätzungen insgesamt 47 verschiedene Erstsprachen.
ÖFFENTLICHE KINDERGÄRTEN
Die Gemeinde Wien betreut aktuell rund 18.500 Kinder in etwa 390 öffentlichen Kindergärten. Die öffentlichen Betreuungseinrichtungen bieten kein explizit zusätzliches Sprachangebot an, sondern folgen Bildungsstandards zum Sprachkompetenzerwerb und zum Umgang mit anderen Erstsprachen. Zudem sind in den Bildungsplänen für Kindergärten Sprachangebote nicht fix geregelt, sondern werden von den jeweiligen LeiterInnen im pädagogischen Konzept verankert.
PRIVATE KINDERGÄRTEN
Wien ist das einzige Bundesland Österreichs, in dem es mehr private als öffentliche Betreuungseinrichtungen gibt. In der Bundeshauptstadt werden etwa 415 Kindergärten privat geführt, wobei hier der überwiegende Teil von Vereinen und von kirchlichen Organisationen erhalten wird.
Anders als bei den Betreuungseinrichtungen der Stadt Wien organisieren sich die privaten Anbieter selbst, sodass es keine Datenbank bzw. keine dafür zuständige Stelle gibt, die Auskunft über eventuelle spezielle Programme, pädagogische Standards, Bildungskonzepte oder über Sprachangebote erteilt.
In den „Standards zur pädagogischen Qualitätssicherung der Förderung der Erstsprache“ der Stadt Wien wird betont, dass die Stärkung der Erstsprache wichtig für die Identität des Kindes ist. Weiters: Die Anwendung der verschiedenen Erstsprachen soll situativ in den Alltag eingebettet werden, also nicht separiert in Kurssystemen erfolgen. Dabei steht die Freiwilligkeit der Kinder im Vordergrund. Vor allem in der Eingewöhnungsphase im Kindergarten greift man auf die Erstsprache zurück, die Umgangssprache dort ist aber Deutsch. Die erstsprachlichen Sprachkompetenzen der bi- bzw. multilingualen BetreuerInnen werden bei Bedarf auch im Gespräch mit den Eltern in Anspruch genommen.
In 360 Kindergärten wird das Projekt „Swing – Englisch im Kindergarten“ angeboten, welches alltagsintegriert und nicht in Kursform stattfindet. Auch hier gelten die Standards zur pädagogischen Qualitätssicherung. Das Projekt wird von den jeweiligen PädagogInnen der Gruppe durchgeführt, die dafür eine zusätzliche Ausbildung absolvieren müssen. Da der Einsatz von "Swing"-PädagogInnen jedoch nicht verpflichtend vorgeschrieben ist - siehe Konzeptions- und Methodenfreiheit laut Wiener Bildungsplan -, verändert sich die Zahl der Kindergärten mit Englisch-Angebot laufend.
Robert Holzhacker
(Quelle: Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen)