„Mach kein Gesicht!“
Quengelnde und launenhafte Kinder sind eine große Herausforderung für Eltern und können den Alltag mit Kindern ganz schön anstrengend werden lassen. Nichts ist nahe liegender, als hier Einhalt zu gebieten.
Auch Worte können verletzen
Es ist gut, wenn Erwachsene keine körperlichen Strafen mehr austeilen, aber auch Worte können unter Umständen messerscharf sein und seelischen Schaden anrichten. Worte und die zwischen den Zeilen liegenden Botschaften prägen die Kinderseele. Leider sind sich Eltern der Folgen ihrer Worte oft nicht bewusst – Hauptsache man reagiert seinen Ärger ab und will nichts als seine momentane Ruhe und ein angepasstes Kind.
Wie schroffe Abfuhren kränken
Kinder leben noch viel mehr in ihren Gefühlen als wir Erwachsene. Für ihre gesunde Entwicklung ist es notwendig, dass sie diese Gefühle ausdrücken dürfen, auch die negativen. Erst dann können wir ihnen helfen, sie in sozial verträgliches Verhalten umzuwandeln. Wenn Kinder aber häufig schroff und abwertend hören: „Mach kein Theater!“, wirkt das demütigend und kränkend, denn sie hören die Botschaft: „Deine Gefühle interessieren mich nicht. Schweig, sonst erntest du Strafe oder Liebesentzug!“. Bei „Mach kein Gesicht!“: müssen Kinder nicht nur ihr Verhalten, sondern sogar ihre Mimik kontrollieren – wer ist denn dazu schon imstande?
Unterdrückte Gefühle wirken ins Unbewusste
Wenn Kinder häufig daran gehindert werden, ihre Gefühle auszudrücken, verlernen sie womöglich sogar, sie wahrzunehmen. Solche Blockaden gehen tief ins Unterbewusste, mit vielen negativen Begleiterscheinungen wie psychosomatische Beschwerden, mangelndem Selbstwert und daraus resultierenden Verhaltensauffälligkeiten. Ruhige Kinder sind besonders gefährdet, denn sie „fressen alles in sich hinein.“ Nicht selten fühlen sich Erwachsene, die selber als Kind unter solchen Botschaften litten, den Emotionen ihrer Kinder gegenüber äußersten hilflos und persönlich in Frage gestellt. Statt fachkundige Hilfe in Anspruch zu nehmen, geben sie das erlittene Verhaltensmuster erst recht an ihre Nachkommen weiter. Andere Eltern wiederum sind derart beseelt, alles anders zu machen, dass sie weitgehend auf gesundes Grenzen Setzen verzichten.
Verdrängungsmechanismen und Gefühlskälte
Viele Menschen mit chronisch unterdrückten Gefühlen „funktionieren“ zwar in der Gesellschaft, machen aber sich selbst und ihre nächsten Angehörigen durch diverse Verdrängungsmechanismen unglücklich: durch Gefühlskälte oder übertriebene Strenge, mangelnde Kritikfähigkeit, emotionale Unberechenbarkeit, Besserwisserei, moralisierendes und manipulierendes Verhalten, etc. Wie aber können Kinder Selbstkontrolle und gutes Sozialverhalten lernen? Durch Verständnis und haltgebende, Grenzen setzende Liebe.
Mag. Maria Neuberger-Schmidt, www.elternwerkstatt.at